Psychische Erkrankung
Unsere Sichtweise und unser Verständnis
Von einer psychischen Erkrankung betroffen zu sein, persönlich oder im privaten oder beruflichen Umfeld, ist heutzutage keine Seltenheit. Krankheitsverlauf und Symptome zeigen dabei viele Gesichter. Gemeinsam ist wohl allen Krankheitsbildern, dass den Betroffenen die Fähigkeit verloren gegangen ist, ihre Probleme im Alltag zu lösen. Die Stressanfälligkeit ist erhöht, der Zugang zu inneren und äußeren Ressourcen blockiert. Identitätsverlust kann die Folge sein. Die Fragen „Wer bin ich?”, „Wie finde ich mich in der Welt zurecht?” und „Wie kann Kontakt zu meinen Mitmenschen aussehen?” stellen sich jeden Tag aufs Neue. Zunehmende Angst und sozialer Rückzug sind die Folge gescheiterter Lösungsstrategien.
Die Zahl psychischer Erkrankungen, insbesondere Depressionen und Angsterkrankungen, nimmt zu. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Ihnen individuell auf den Grund zu gehen, ist ein Teil der Auseinandersetzung mit der Erkrankung. Die Bandbreite der psychischen Erkrankungen, mit denen im sozialpsychiatrischen Arbeitsfeld umgegangen wird, reicht von Psychosen jeglicher Art über Persönlichkeitsstörungen bis zu Depressionen, Angst- und Zwangserkrankungen und ADHS. Entwicklung auf dem Hintergrund psychischer Erkrankung gründet auf der Förderung von Bewusstheit und Eigenverantwortung mit dem Ziel, die Lebensbereiche Wohnen, Arbeit und Freizeit auszufüllen und aus der resignierten Passivität Lösungen zu finden für die Gestaltung des eigenen Lebens.
Rehabilitation
Wir sind keine Rehabilitationseinrichtung im Sinne der Renten- oder Krankenversicherung. Nur wenn wir das Wort „Rehabilitation“ mit „Wiederbefähigung“ übersetzen, so sehen wir tatsächlich als Ziel unserer Tätigkeiten, dass Menschen mit psychischer Beeinträchtigung verschüttete Fähigkeiten wieder entdecken, neue Fähigkeiten entwickeln, gute Fähigkeiten bewahren, wieder Selbstvertrauen gewinnen und damit Schritt für Schritt wieder am Leben in der Gemeinschaft teilnehmen.
Gestaltungsmöglichkeiten für das eigene Leben haben, Selbstwirksamkeit erfahren, sich beteiligen und mitreden sind wesentliche Elemente der Teilhabe an der Gesellschaft. Dazu bedarf es aber auch guter Angebote an beeinträchtigte Menschen und kompetente Unterstützung. Daran orientieren wir unsere Arbeit.
Konzept
Angebote unter einem Dach
Das Gemeindepsychiatrische Zentrum im Fildergebiet (GPZ-Filder) ist ein wichtiger Baustein der gemeindenahen ambulanten psychiatrischen Versorgung. Die Mitarbeiter beraten, unterstützen und begleiten mit unterschiedlichen Angeboten erwachsene Menschen mit einer chronisch psychischen Erkrankung oder Behinderung, sowie deren Angehörige. Wir sind zuständig für das Versorgungsgebiet Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen, Ostfildern und Neuhausen.
Das GPZ-Filder besteht aus dem Sozialpsychiatrischen Dienst, der Soziotherapie, dem Ambulant Betreuten Wohnen, sowie einer Tagesstätte und einer Ergotherapiepraxis. Auch Angehörige können sich mit ihren Fragen an uns wenden. Wir kooperieren bei Bedarf eng mit Ärzten, Kliniken, allgemeinen Sozialdiensten sowie der Agentur für Arbeit. Wir kennen uns in der gemeindenahen sozialpsychiatrischen Versorgung aus und begleiten oder vermitteln in die entsprechenden Hilfeangebote. Genauere Informationen über unsere Angebote finden Sie in unserer Leistungsbeschreibung. Wir unterliegen der gesetzlichen Schweigepflicht. Schriftliche und mündliche Informationen werden mit Außenstehenden nur ausgetauscht, wenn die Betroffenen uns im Einzelfall von der Schweigepflicht entbinden.
Zielsetzung unserer Tätigkeit ist es, den betroffenen Menschen möglichst lange ein Leben in ihrem gewohnten Lebensumfeld zu ermöglichen. Dazu gehört eine gelingende Alltagsgestaltung in den Lebensbereichen: Wohnen, Beschäftigung und Freizeit sowie soziale Kontakte. Mit unserer Auffassung zur Entstehung und Aufrechterhaltung von seelischer Erkrankung setzen wir in den Bereichen der sozialen Umwelt, der innerseelischen Verarbeitungsvorgänge und auf der körperlich-materiellen Ebene an (bio-psychosoziales Erklärungsmodell). Betroffene mit primärer Suchterkrankung sowie Menschen mit einer ausgeprägten geistigen Behinderung werden von uns nicht ins ambulant betreute Wohnen aufgenommen. Diese können wir lediglich beraten und ggf. weitervermitteln.
Rechtsgrundlagen
Unser Auftrag ist Vorteil und Chance
Für die in der Reha-Einrichtung angebotenen und beschriebenen Leistungen gelten folgende Rechtsgrundlagen:
Der Sozialpsychiatrische Dienst
wird über Zuschüsse des Landes, des Landkreises und einer Unterstützung der Fildergemeinden finanziert. Die Beratung und Unterstützung durch den Sozialpsychiatrischen Dienst kostet keine Gebühr. Allerdings ist eine längerfristige Beratung oder Unterstützung durch den Sozialpsychiatrischen Dienst nur eingeschränkt möglich.
Die Soziotherapie
ist eine Leistung der Krankenkasse nach § 37a SGB V. Die gesetzlich vorgeschriebene Eigenbeteiligung wird, wenn keine Befreiung vorliegt, von der Krankenkasse in Rechnung gestellt.
Ambulant Betreutes Wohnen
Das Recht der Eingliederungshilfe wurde durch das Bundesteilhabegesetz (BTHG) in weiten Teilen zum 1. Januar 2020 neu geregelt:
- Leistungen der Eingliederungshilfe sind abhängig vom Einkommen und Vermögen.
- Entscheidend ist das Einkommen und Vermögen des Antragsstellers, das Partnereinkommen und -vermögen wird nicht mehr herangezogen.
- Übersteigt Ihr Vermögen die Grenze von aktuell ca. € 50.000,– muss der übersteigende Betrag zuerst eingesetzt werden.
- Unterhaltsbeiträge wurden zum 01. Januar 2020 vollständig gestrichen.
Zu Fragen der Finanzierung beraten wir Sie selbstverständlich kostenlos.